Hello & Bye-Bye

Zur Pensionierung von Christoph Baldinger

Text: Lukas Binggeli
Bild: Martin Rizek


Nach 38 Jahren geht mit Christoph Baldinger ein wandelndes KSWE-Lexikon als Lehrer auf der Klosterhalbinsel in den wohlverdienten Ruhestand.

Als ich kürzlich einen Kollegen darauf angesprochen habe, was ihm zu Christoph Baldinger in den Sinn komme, sagte dieser spontan, «an dem kommt keiner vorbei, der ist wie eine Mauer». Er bezog diese Aussage auf seine Qualitäten und Physis im Lehrerfussball. Beim Sinnieren über Christoph kommt mir dieses Bild immer wieder in den Sinn. Was mich im ersten Augenblick irritierte, erscheint mir nun als die logische und passende Phrase.
Seine Rolle und das fussballerische Verhalten im Lehrerfussball spiegeln seinen Charakter und sein Wirken an der KSWE gut wider.

Beständig und zuverlässig wie eine Klostermauer
Vor bald 50 Jahren, um genau zu sein 1975, hat Christoph als Seminarist das Kloster zum ersten Mal betreten und 1979 als letzter Jahrgang mit dem Lehrerpatent abgeschlossen. Es folgten kurze Wanderjahre an der HPL Zofingen, dem Eidgenössischen Sportlehrerdiplom I und II an der ETH Zürich, ein Zweitstudium in Mathematik und Physik und eine erste Anstellung als Sportlehrer an der Berufsschule Lenzburg. 1985 kam Christoph zurück an die Kantonsschule Wettingen. Seit 1989 ist er Klassenlehrer gewesen und hat neben den 38 Jahren Sportunterricht, während 20 Jahren das Lehrerfussball und unglaubliche 25 Jahre die Fachschaft Sport geleitet. 22 Jahre lang unterrichtete er zudem Informatik und genauso lange hatte er das wichtige Amt des Stundenplaners inne. Wenn er sich für eine Aufgabe entschieden hat, dann stets mit Engagement, Hingabe und grosser Ausdauer. Wer von Christoph ein Amt übernommen hat, so hat er es vorausschauend vorbereitet und top eingeführt. Es war ihm wichtig, dass alles bestens funktioniert, er wollte keinen Kult um seine Person.
So spielt er auch Fussball. Christoph ist nicht der Typ schneller quirliger Sprinter und Dribbler. Entsprechend fällt er nicht gross auf, aber er ist immer zur Stelle, wenn es ihn braucht. Vor allem als solider Verteidiger beim «Aufräumen» vor dem eigenen Tor, aber auch beim klugen Pass, der den torbringenden Angriff auslöst.

Robust und unüberwindbar wie eine Klostermauer
Die «BaCschen» Tabellen und Pläne für alle möglichen Events sind in der Fachschaft Sport legendär. Es gab keine von ihm geleitete Fachschaftssitzung (und davon hat er mehr als 150 abgehalten!), an der er uns nicht mit einem weitsichtigen bis ins Detail durchgeplanten Konzept oder einem Übersichtsplan überrascht hätte. Auch nachdem er vor fünf Jahren das Amt des Fachvorstandes abgegeben hatte, brauchte man lediglich ein Problem zu erwähnen und schon am nächsten Morgen wurde man von Christoph mit einem detaillierten Lösungsvorschlag im E-Mail-Postfach beglückt. Das heisst, die Mail kam natürlich nicht frühmorgens, das entspricht nicht dem Biorhythmus von Christoph, seine Mails erreichen einem bevorzugt zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens.
Ich kann mich vage an eine einzige Situation erinnern, bei der auf einem seiner Dokumente mal eine Angabe (oder war’s nur das Datum?) wegen eines Tippfehlers nicht stimmte. Aber eigentlich gibt es so was nicht, Christoph macht keine Fehler. Er ist auch nie krank, er ist da und macht zuverlässig und zielorientiert seine Arbeit.
Als Christoph den Lehrerfussball geleitet hat, war er stets spätestens fünf Minuten vor Spielstart in der Halle, hat die beiden Langbanktore gesetzt und den Ballwagen mit gepumpten Bällen und Spielabzeichen bereitgestellt. Bei Christoph weiss man, woran man ist. Während dem Spiel ist zum Beispiel klar, wenn man mit oder ohne Ball auf ihn zuläuft, muss man aussen herum (ausser man heisst allenfalls Mosimann), denn er ist eine Wand, eine stabile Mauer!

Ruhig und gelassen wie eine Klostermauer
Eigentlich ist es nur logisch, dass Christoph die letzten 20 Jahre Stundenplaner an der KSWE war, denn er ist wie gemacht für diese Aufgabe. Er liebt Zahlen, Kombinationen und Tabellen und er arbeitet akribisch genau. Die unzähligen Verbesserungswünsche der Kolleginnen und Kollegen, die vorwurfsvollen Forderungen unzufriedener Lehrpersonen (es gibt immer unzufriedene Lehrpersonen, wenn der neue Stundenplan rauskommt) hat er mit seinem unverkennbaren Lächeln weggesteckt. Er hat seinen Beruf mit Empathie und unglaublicher Fachkenntnis ausgeübt.
Auch in der Fussballhalle bringt man Christoph nicht so schnell aus der Ruhe. Er ist nicht der emotionale Typ, der auch mal ausfällig wird, wenn wieder mal jemand seine beeindruckend starken Waden mit dem Ball verwechselt hat. Auch auf dem Platz bleibt er ruhig und gelassen.

Eine Klostermauer für die Ewigkeit
Christoph war für mich von Beginn an eine sehr wichtige Stütze im KSWE-Alltag. Mit seinem Wesen und seiner Arbeit hat er die Fachschaft Sport nachhaltig geprägt. Eine gut funktionierende Fachschaft mit einem einzigartigen Spirit ist allerdings nicht das Einzige, was Christoph uns hinterlässt. Mit dem Umbau der alten Schwimmhalle (nun Hallentrakt C) hat er um die Jahrtausendwende sein Lehrstück, mit der intensiven Begleitung des Baus der Dreifachhalle (Inbetriebnahme 2018) sein Meisterstück abgelegt. Damit hat er sich selbst ein kleines Denkmal – ein Stück Mauer auf der Klosterhalbinsel – für die Ewigkeit geschaffen.

Christoph, wir sind dir unglaublich dankbar für alles, was du für uns und alle an der Kanti Wettingen geleistet hast, DANKE!
Und wo bleibt nun der Bezug zum Lehrerfussball? Da gibt’s glücklicherweise noch keinen endgültigen Abschluss. Sofern Christoph nicht grad seine Enkelkinder betreut oder mit seiner Frau Astrid im Camper quer durch Europa unterwegs ist, hat er versprochen, auch weiterhin montagabends mit uns Fussballspielen zu kommen. Wir freuen uns darauf.