Hello & Bye-Bye

Zur Pensionierung von Britta Holden

Text: Tobias Wiederkehr
Bild: Martin Rizek

Von einer kämpferischen Person, die Menschen gerne hat.

Mitte Mai 2023 vergaben die Abschlussklassen zehn Auszeichnungen an Lehrpersonen. Drei erste Preise erhielt Britta Holden. Diese Preise charakterisieren ihr 18-jähriges Wirken an der Kantonsschule Wettingen treffend.

Einen ersten Preis erhielt Britta Holden in der Kategorie «Klassenmami». Der Aufbau einer guten Beziehung zu ihren Schülerinnen und Schülern lag ihr stark am Herzen. In den Pausen blieb Britta Holden bewusst im Schulzimmer, um ansprechbar zu sein für Anliegen der Klasse oder von Einzelpersonen, ob sie nun den Unterrichtsstoff betrafen oder nicht. Häufig entstanden so spannende Gespräche, in denen beide Seiten von ihrem unterschiedlichen Erfahrungsschatz profitieren konnten. Britta Holden, die selbst in Wettingen die Matura absolvierte, interessierte sich aber auch ausserhalb des Geschichts- und Spanischunterrichts für die Leistungen und Leidenschaften ihrer Schülerinnen und Schüler: Kaum ein Theater, Konzert oder eine Ausstellung der KSWE entging ihr und sie förderte dieses Wirken durch Lektüre- und Ausstellungstipps. Noch intensiviert wurden diese Kontakte auf Reisen und in Austauschprojekten nach Heidenau in Deutschland, Peking, Dublin, Sevilla, in der Chorwoche oder in Abteilungslagern.

Eine weitere Auszeichnung erhielt Britta Holden als «IT-Neandertalerin». Tatsächlich waren ihre Powerpoint-Folien manchmal vollgepackt mit Text. Ihr war es stets wichtig mit teilweise langen Originalzitaten zu arbeiten und ihre Klassen auch mit komplexen Texten zu konfrontieren. So wollte sie die Schülerinnen und Schüler immer wieder aus der Reserve locken. Aber wie die Neandertaler wurde auch Britta Holdens Fachwissen im IT-Bereich oftmals unterschätzt. Denn bevor sie 2005 an die Kantonsschule Wettingen begann, arbeitete sie über zehn Jahre als Production Manager für grosse BBC-Natural-World-Produktionen und erwarb sich so ein grosses Fachwissen im Bereich Film und neue Medien. So erstaunt es nicht, dass Britta Holden zu Beginn ihrer Anstellung an der Kantonsschule das Fach Medienkunde in der FMS leitete. Stets wurden aber bis heute auch in ihrem Geschichts- und Spanischunterricht verschiedenste aktuelle Medien wie Podcasts, Zeitungsartikel, Buchkapitel oder Twitter-Posts einbezogen.

Die dritte Auszeichnung betraf die Kategorie: «Person, die am ehesten eine Revolution starten könnte». Tatsächlich war es Britta Holden als ehemalige IKRK-Mitarbeiterin in Afrika und Asien ein grosses Anliegen, mit ihrem Unterricht kritisches Denken über Themen wie globale Disparitäten oder Geschlechterrollen zu fördern. Ihr lag viel daran, dass ihre Schülerinnen und Schüler lernen, Bestehendes zu hinterfragen, sich bewusst zu werden, wer die relevanten Akteure sind und welche Absichten diese verfolgen. Mehrfach erhielt sie von ehemaligen Schülerinnen und Schülern die Rückmeldung, wie sehr diese von ihr geförderten Kompetenzen im Studium oder Berufsalltag benötigt wurden. Aber auch ausserhalb des Klassenzimmers hat sich Britta Holden kämpferisch für Gerechtigkeit und das Wohl der ganzen Schule eingesetzt. So war sie mehrere Jahre Mitglied im Konferenzausschuss, vertrat die Schule im Aargauischen Mittelschullehrpersonen-Verband, engagierte sich in diversen Arbeitsgruppen der Schule und beteiligte sich mit engagierten Voten an Konferenzen. Nie hat sie sich gefragt, ob eine Tätigkeit zum Berufsauftrag gehört und bezahlt wird, sondern sich mit vollem Einsatz engagiert, wenn es ihr wichtig war. Denn der volle Einsatz für eine Sache, davon ist Britta Holden überzeugt, lohnt sich längerfristig - es kommt etwas zurück. Und – wie wir an den drei Preisen der Schülerinnen und Schüler stellvertretend erkennen können – damit hat sie recht.