Campus

Expri 2020

Text: Thomas Mathis, Vorstand Ehemaligenverein Pro Kanti Wettingen. Interview: Uwe Kersten
Bild: Martin Rizek

Computer, Smartphone, Teams – technische Geräte und PC-Programme sind aus dem heutigen Schulalltag nicht mehr wegzudenken. Eine grosse Hilfe ist es da, wenn man jemanden hat, der sich mit Informatik auskennt.

An der Kanti Wettingen gibt es mehrere Personen, die viel Know-how in diesem Bereich haben und sich durch ihre Hilfsbereitschaft auszeichnen. Der Ehemaligenverein der Kanti Wettingen hat eine davon ausgezeichnet: den IT-Mitarbeiter Fabian Weiersmüller.

Drei Schülerinnen haben ihn für den ExPri nominiert. Sie schreiben: «Er hat uns und vielen anderen bei vielen technischen Problemen und digitalen Schwierigkeiten geholfen. Ohne seine Unterstützung wären wir hilflos gewesen.» Dank seines IT-Wissens, seiner Bereitschaft und seiner Geduld ist er sehr wertvoll für die KSWE geworden.

Für diese wichtige Unterstützung im Dienste der Schulgemeinschaft hat der Ehemaligenverein Fabian Weiersmüller den diesjährigen ExPri überreicht. Mit grosser Freude durfte er ihn bei einem Mitarbeiter*innenfest im Juli entgegennehmen.


 

Interview mit Fabian Weiersmüller

«Es war interessant zu erleben, wie ich in meiner Rolle wichtig wurde».
KSWE Informatik in Pandemiezeiten

Fabian Weiersmüller arbeitet seit August 2017 an der KSWE. Seine Stelle hat er bereits während des Studiums angetreten. Im Oktober 2020 hat er an der Uni Zürich mit einem Master in Computerlinguistik abgeschlossen. Wir haben mit ihm über seine Tätigkeiten und die besonderen Belastungen durch die Pandemie gesprochen.

Hat Ihre Arbeit an der KSWE viel mit dem Studium zu tun?

Die fachlichen Inhalte des Studiums kann ich nicht alle einsetzen, aber die dort erlernten Tools sind sehr nützlich. Ich konnte viel zur Professionalisierung der Zusammenarbeit mit den anderen Informatikern an der KSWE beitragen, die Kooperation war zuvor eher informell. Wir benutzen für unsere Zusammenarbeit GIT, eine Art «Dropbox» für Code. Wenn ich Programme für «Teams» schreibe, benutze ich die Programmiersprache «Python», die mir aus dem Studium sehr geläufig ist.

Wie arbeiten Sie im Informatikteam zusammen?

Wir arbeiten alle ziemlich spezialisiert, auch wenn es gewisse Overlaps gibt. Manuel Häusler hat die Verantwortung für die Serverinfrastruktur und das Netzwerk, da geht es um Accesspoints, Switches, Zertifikate usw. Marcel Büchi ist vor allem Programmierer am Intranet. Peter Skrotzky schliesslich ist für die Datenbanken zuständig. Wir haben eine recht grosse Datenbank, sie umfasst alle Kurse, Termine und Personen der KSWE. Er macht für unser Intranet das, was die Informatiker das «Backend» nennen, Manuel Häusler und Marcel Büchi machen das «Frontend», also das für die Benutzer*innen Sichtbare.

Ich selbst bin eigentlich eingestiegen im First Level Support. Es ist schwer, sich in ein komplexes Problem hineinzudenken, wenn dauernd Leute in dein Büro kommen und Hilfe brauchen. Diese Unterbrüche sollten durch mich reduziert werden. Das hat ziemlich gut geklappt, die anderen Informatiker kommen speditiver vorwärts.

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Wie hat sich Ihre Arbeit in der Pandemie verändert?

Schon zuvor hatte ich die Betreuung der Office 365 Programme übernommen. Wir lassen vieles über Microsoft laufen. Auch die Mailaccounts haben wir ausgelagert und unseren alten Mailserver im Keller abgeschaltet. Ich manage die Benutzerkonten und habe hier einiges systematisiert: Was wird den Schüler*innen zugestellt, wenn sie an die Schule kommen, was geschieht, wenn sie sie wieder verlassen? Woher kommen die entsprechenden Daten? Das Identity Management und anderes, was die Accounts betrifft, wird von mir bearbeitet.

Sie sind gekommen, um die anderen zu entlasten. Aber jetzt brauchen Sie auch schon jemanden, der Sie entlastet von der Betreuung der Schüler*innen?

Ja (lacht), eigentlich bin ich in einer ähnlichen Situation wie es Manuel Häusler war, bevor ich kam. Es ist toll, den Schüler*innen und Lehrpersonen helfen zu können. Aber ich arbeite inzwischen sehr viel im Hintergrund und es müsste fast schon wieder jemand neu einsteigen. Wenn man die Möglichkeiten der IT nutzen will, verlangt dies immer mehr Ressourcen.

Wie belastend war die Coronazeit für Sie?

Als im März 2020 plötzlich alles zuging, musste auch ich erst leer schlucken. Wir hatten aber in der Schule gute Vorarbeit geleistet, die Schulleitung war da sehr weitsichtig: Bereits im Sommer 2019 haben wir diskutiert, ob wir «Teams» für den Schulalltag einsetzen wollen und in welcher Form dies geschehen könnte. Ich habe den Auftrag erhalten, die Software für «Teams» weiter auszubauen und zu programmieren. Die Schüler*innen sollten nicht nur einen Account haben, sondern auch den entsprechenden Teams zugeordnet sein. Da mussten einige Fragen gelöst werden, z.B. wie der Semesterwechsel vollzogen wird. In etwa zwei Monaten konnte ich das Grundgerüst programmieren. Das war ziemlich gut getimt und wir waren dann im Frühling 2020 sehr gut vorbereitet, die Infrastruktur für den Fernunterricht stand bereits.

Als der Fernunterricht begann, ging es darum, die Benutzer anzuleiten. Das waren lange Tage im Home Office für mich, da habe ich oft 12 Stunden am Tag gearbeitet. Es war eine steile Lernkurve für alle, die Schülerinnen, die Lehrpersonen und für mich. In den ersten zwei Wochen des Lockdowns war der Peak meiner Arbeitsbelastung, aber nach den Frühlingsferien wurde es wieder ruhiger. Als dann im Herbst die Fallzahlen wieder stiegen, war der Umgang mit «Teams» und digitalen Medien vielen schon gut bekannt. Der Wechsel im Winter ging dann erstaunlich ruhig über die Bühne.

Dann kamen die online Elternabende, ein digitaler Grossevent

Ja, ich glaube, man wächst wirklich an den Herausforderungen. Als die Schulleitung fragte, ob ich das machen könne, habe ich mich eingearbeitet: Wie funktioniert «zoom»? Wie funktionieren die Meetings auf «Teams»? Was sind die zulässigen Maximalzahlen? Wieviele Eltern können sich einschalten? Können die Meetings der verschiedenen Klassen parallel laufen oder muss ich dafür mehrere Accounts haben? Ich musste das alles herausfinden, also habe ich es herausgefunden.

Bei der Durchführung der Events haben der Rektor Paul Zübli und ich uns abgewechselt. Die teilnehmenden Lehrpersonen, aber auch viele Eltern waren schon ziemlich kompetent im Umgang mit online Konferenzen. So sind diese Anlässe recht ruhig verlaufen.

Ich habe die Pandemiezeit spannend gefunden. Es war interessant zu erleben, wie ich in meiner Rolle wichtig wurde und gewisse Dinge übernehmen musste. Ich hatte nie – fast nie – das Gefühl einer Überforderung. Ich fand es sehr schön, dass die Leute immer dankbar waren und froh, dass es funktioniert.

Der thematische Schwerpunkt dieses Jahrbuchs sind Fehler. Darum auch hier die Frage: Ist auch einmal etwas falsch gelaufen?

Ja, genau, die Zwischenkonferenzen Ende Januar. Es war ein Freitag, ich war im Homeoffice. Als ich morgens den Laptop öffnete sah ich 30 Mails von «Teams» und die Nachricht einer Lehrperson, die fragte, was da los sei. Alle Lehrpersonen hatten diese Mails erhalten, mit denen die Online-Zwischenkonferenzen abgesagt wurden. Da wusste ich schon: «Dä tag isch für d’ Füchs» (lacht). Zuerst habe ich einen Newsartikel gemacht und um Geduld gebeten. Ich habe schnell herausgefunden, dass es kein technisches Problem war. Nachmittags um 15 Uhr konnte ich den Fehler reproduzieren, bis 18 Uhr war ich sicher, dass ich eine Lösung gefunden hatte, die funktioniert. Um 20.30 Uhr konnte ich die Meetings neu erstellen, um 21.30 Uhr war alles wieder in Ordnung. Das hat mich natürlich sehr geärgert, aber eben, man wächst ja daran.

Was war schief gegangen?

Ich hatte die Konferenzen als «Channel Meeting» gemacht. «Teams» geht dann davon aus, dass die Teilnahme von allen wichtig ist und wenn jemand absagt, cancelt es das gesamte Meeting. Bei ganz grossen Gruppen ist das ungünstig. Für künftige Konferenzen habe ich dann die Lehrpersonen als optional Teilnehmende eingeladen. Allfällige Mails gehen dann nur an mich.

Ein weiterer Fehler sind die Kursnotizbücher auf One Note, die noch nicht umbenannt werden können, wenn die Klassen ein Jahr weiterkommen. Da suche ich noch nach einer Lösung.

Bei einem Informationsabend mussten wir improvisieren. Im zweiten Teil waren persönliche Gespräche der Eltern mit Mitgliedern der Schulleitung in «Breakout Rooms» geplant. Erst als schon alle im Meeting waren, haben wir gemerkt, dass dafür die damals neueste Version von «Zoom» benötigt wurde. Da viele der 150 Eltern diese noch nicht installiert hatten, wäre ein Chaos entstanden. Da haben wir eine andere Lösung gefunden, indem wir während der laufenden Veranstaltung weitere Konferenzen eröffnet haben. Schliesslich war aber alles rechtzeitig bereit und der Rektor konnte nahtlos zu diesem Teil überleiten.

Wie geht das Informatikteam mit Fehlern um?

Solche Fehler passieren, aber nichts ist so schlecht gelaufen, dass ich mir Vorwürfe machen müsste. Schliesslich konnte ich alles reparieren.

Ich finde die Fehlerkultur an der Schule sehr gut. Die Schulleitung, der Schulsekretär Lukas Baer und wir Informatiker stehen in einem sehr guten Verhältnis. Es wird nicht erwartet, dass alles von Anfang an perfekt ist, aber dass man die Probleme benennt und sich abspricht.

Gibt es für Sie auch einen Punkt, wo es mit der IT übertrieben wird?

Eigentlich nicht. Die Coronakrise hat viele Entwicklungen angestossen, die sowieso auf der Hand lagen. Seit der Pandemie wird an der KSWE viel mehr digital abgelegt und viel weniger kopiert. Ich glaube, da sind Entwicklungen vorweggenommen worden, die ohnehin anstanden.

Zu den Zwischenkonferenzen im Februar habe ich viel positives Feedback bekommen, viele Lehrpersonen waren froh, dass diese online stattgefunden haben. Viele wohnen weit entfernt, haben Pensen an mehreren Schulen. Sie werden stark entlastet. Man muss aber nicht alle Konferenzen digital abhalten, es kann der Sache schon dienen, wenn man sich sieht. Wir Mitarbeiter der Schule haben jeweils eine Wochensitzung, wo wir uns über die laufenden Arbeiten austauschen. Ich freue mich darauf, wenn diese wieder vor Ort stattfinden kann. Da schätze ich auch das Soziale. Aber man kann nicht von der Hand weisen, dass die digitale Form effizienter ist. Vieles ist speditiver, produktiver. Eigentlich habe ich nicht das Gefühl, dass wir digital überschossen hätten.

Was macht Fabian Weiersmüller, wenn er sich nicht mit IT beschäftigt?

Draussen sein! In meinem Job befasse ich mich viel mit abstrakten Konstrukten, denke sehr strukturiert. In meiner Freizeit dagegen werke ich gerne im Garten. Im Klostergarten musste eine grosse Tanne gefällt werden und Beni Egloff von der Gärtnerei hat mir den Stamm überlassen. Den habe ich mit der Motorsäge zerkleinert und von Hand zu Brennholz für unsere WG verarbeitet. Das hat mich etwa 2 Monate beschäftigt.

Ich gehe viel wandern, im Winter mit Gamaschen und Schneeschuhen. Seit 12 Jahren trainiere ich auch Selbstverteidigung. In der Pandemie war nicht viel Kontaktsport möglich, ich freue ich, dass es damit wieder losgeht. Ich muss meinen Körper bewegen, weil ich sonst so viel sitze.

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