Schulprojekte

MINT-Frauenförderung

Text: Uwe Kersten
Auftaktbild: Dr. Francesca Pellicciotti, Glaziologin. Screenshot: Manon Haag

Manon Haag und Maria Samaras führen ein Projekt durch, das Frauen in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) fördert.

Nur etwa 10 bis 20 Prozent der Studierenden in den MINT-Fächern sind Frauen, das belegt die Statistik der ETH. Im internationalen Vergleich ist das sehr niedrig. Auch an der KSWE finden sich z.B. in den Kursgruppen des Schwerpunktfaches Physik und Anwendungen der Mathematik (Spam) jeweils nur etwa 2 Schülerinnen. Maria Samaras und Manon Haag wollten dieses Ungleichgewicht nicht länger tatenlos hinnehmen. Mit Unterstützung der Schulleitung haben sie ein Projekt für Frauenförderung in MINT-Fächern an der KSWE gestartet. Manon Haag betont: «Wir wollen insbesondere das Selbstvertrauen der Schülerinnen stärken.»

Teams-Konferenzen als ideales Format

Zunächst orientierten die beiden sich am Konzept der Kantonsschule Alpenquai. Diese führt einmal jährlich ein Treffen mit 25 Frauen aus MINT-Berufen und ca. 50 Schülerinnen durch, im Stil eines Bazars. Als es im Frühjahr 2020 eigentlich an der KSWE hätte losgehen sollen, wurde dieses Konzept aber wegen der Pandemie verunmöglicht. Nun werden einmal im Monat einzelne Referentinnen eingeladen. Sie präsentieren ihre Tätigkeiten oder ihr Studium und die Schülerinnen haben die Gelegenheit Fragen zu stellen.

«Wir haben dann die Veranstaltungen auf Teams durchgeführt, was sich sehr bewährt hat», sagt Manon Haag. Zur ersten Veranstaltung wurde Dr. Francesca Pellicciotti eingeladen, eine Glaziologin mit dem Fokus auf Gletscherschrumpfung. Darauf folgte Dr. Luisa Listmann, eine KSWE Absolventin, die sich in Hamburg mit Meeresbiologie befasst.  Da zeigte sich auch der Vorteil der Videokonferenz: Ohne die Anreise wird der Zeitaufwand deutlich verkleinert. Manon Haag: «Für eine Stunde auf Teams nehmen sich die Referentinnen gerne Zeit.»

Darum werden die Veranstaltungen zumindest im Schuljahr 21/22 weiterhin in virtueller Form stattfinden. Die Veranstaltungen sind nur live zu sehen und werden nicht aufgezeichnet, weil es darum geht, mit den Referentinnen in einen Dialog zu treten.

Maria Samaras stellt fest, dass viele Schülerinnen sich Naturwissenschaften und Mathematik als Schwerpunkt- oder später als Studienfach nicht zutrauen. Darum ist die Förderung an der KSWE so wichtig. Gerade weil einige an früheren Schulstufen oder von der Familie wenig ermutigt wurden, muss man ihnen an der KSWE Vorbilder zeigen. Dies geschieht schon im Alltag durch die Frauen, die in den entsprechenden Fächern unterrichten. Insbesondere in der Mathematik wächst der Lehrerinnenanteil stark. Aber auch die Männer in den Fachschaften unterstützen die Frauenförderung. So hat Thomas Graf (Physik) alle seine Aufgaben in die weibliche Form umformuliert, um zu zeigen, dass Naturwissenschaften Frauen genauso angehen wie Männer. Zudem unterstützt er ein Frauenteam in der Vorbereitung für die Physikolympiade.

Über den Rahmen der Schule hinausblicken

Aber diese Förderung bewegt sich im Rahmen der Schule. «Wenn man eine Glaziologin oder eine Bauingenieurin sieht und hört, zeigt dies die vielfältigen Möglichkeiten viel besser auf», meint Manon Haag. So hatte z.B. eine Schülerin aus Verunsicherung das Schwerpunktfach Spam nicht gewählt, interessierte sich aber doch für ein ETH Studium. Aufgrund der Veranstaltung mit Anna Dai, einer ehemaligen KSWE-Schülerin, die an der ETH Maschinenbau studiert, wurde sie zuversichtlich. Die Referentin zeigte ihr, dass das Studium für Frauen seine harten, aber auch seine reizvollen Seiten hat.

Maria Samaras berichtet von einer Veranstaltung mit Marie-Sophie Meisinger, einer Chemikerin, die sich auf Kosmetik spezialisiert hat. «Das kann man zwar nur in Frankreich studieren. Aber es geht nicht nur darum eigene Studienpläne zu entwickeln, sondern auch allgemeines Interesse für die Bereiche zu wecken, den Horizont zu erweitern.»

Die Referentinnen wurden bisher aufgrund von persönlichen Kontakten gefunden. Auch Frau Prof. Dr. Sarah Springmann, die Leiterin der ETH, konnte schon für eine Veranstaltung gewonnen werden.

Im August wird der nächste Zyklus beginnen. Aber die beiden Lehrerinnen wollen noch weiter gehen. Eine Idee ist es, ein Konzept für einen MINT-Halbtag zu erarbeiten, bei welchem z. Bsp. gezielt Arbeiten und Erfahrungswelten von Forscherinnen Thema sein können. Vor der Wahl des Schwerpunktfaches soll diese Veranstaltung im Zeichen von Mathematik, Informatik, Chemie, Mathe, Physik stehen. «Wir möchten die Schülerinnen inspirieren und ihnen zeigen, wie spannend die Fächer sein können», sagt Manon Haag. Manchen Interessierten stehen Ängste im Weg, die mit einem Coaching angegangen werden können. Darum werden die Mathematiklehrerin Corinne Vogt und die Physiklehrerin Maria Samaras Schülerinnen zu Fragen bezüglich des Schwerpunktfaches Spam auch spezifisch beraten.

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