Campus

Legionäre – Mönche – Lateinfans

Text: Sabine Bruggisser
Bilder: Markus Suter

6. Schweizerischer Lateintag 27.10.2018

Am letzten Oktobersamstag trafen auf dem Gelände unserer Schule drei Epochen aufeinander: Von weither angereiste Besucher*innen wurden von römischen Legionären vor den mittelalterlichen Mauern begrüsst. Ein spektakulärer Rahmen für den 6. Schweizerischen Lateintag, um das Fortleben der unsterblichen Sprache durch Zeiten und Räume zu feiern.

Lateintag


Die Organisatoren hatten beschlossen, Latein als immaterielles Kulturerbe im Jahr des europäischen Kulturerbes 2018 für einmal statt auf dem modernen Campus der PH Brugg einen Tag lang in den historischen Mauern des Klosters Wettingen in den Mittelpunkt zu stellen. Ein guter Entscheid! Die Schönheit der Räume trug wesentlich zum grossen Erfolg der sechsten Ausgabe dieses alle zwei Jahre durchgeführten Anlasses bei, einer Veranstaltung mit schweizweiter Ausstrahlung, für treue Heimwehlateiner ebenso wie für neugierige Erstbesucher*innen mit und ohne Sprachkenntnisse.


Ora et labora

Das Motto für dieses Jahr war schnell gefunden: ORA ET LABORA! Ebenso das Klosterleben als eine Themenschiene im vielfältigen Kursangebot: Ein Pater des Klosters Einsiedeln präsentierte die Regel Benedikts und sprach über sein Mönchsleben, und zwei Führungen würdigten die klösterliche Umgebung, eine auf lateinische Inschriften fokussierte und eine historische.

Von mönchischer Einkehr und Stille konnte aber keine Rede sein! Anregende Pausengespräche und Musik füllten Zimmer, die Cafeteria als Begegnungszone und die Mensa.

Der Tag begann feierlich mit dem Streichorchester, mit Martin Schaub, der im Namen der Schulleitung Gastrecht gewährte und den Lateintag würdigte als «verdienstvolle Veranstaltung, die Latein nicht nur als Schulfach, sondern auch als kulturelles Fundament, als funkelndes Kaleidoskop, als feinsinnigen Ratgeber aufs Podest hebt». 

Non mergor!

Nach einer Rede des Regierungsrates Markus Dieth – sein Fazit: NON MERGOR! – liessen sich die Besucher*innen von den Legionären der Legio X und von unseren Lateinschüler*innen zu den Referaten und Workshops führen, 25 Angebote in fünf verschiedenen thematischen und Zeit-Schienen. Die Vielfältigkeit des Programms macht den Hauptreiz des Lateintags aus und zeigt, wie lateinische Sprache, Literatur und Kultur so viele unserer Lebensbereiche prägen.

Junge Referent*innen, einige noch an der Uni, füllten die Westschöpfe mit Themen wie den Problemen des Grossstadtlebens, der berühmtesten Dinnerparty der lateinischen Literatur oder der feministischen Avantgarde der Spätantike.

In einer weiteren Schiene, «Töchter des Lateins», gab es französische und italienische Referate, zu der Thebanerlegion in Saint-Maurice, der Rivoluzione Scientifica von Francis Bacon oder den kunstgeschichtlichen Darstellungen von Ovids Metamorphosen.

Man konnte das Spiel ROMAPOLIS zum römischen Wirtschaftsleben ausprobieren, Strategien des Aquäduktbaus wurden vorgestellt durch einen Forscher der «Roma sotterranea», die Graffiti an den Wänden Pompejis übersetzt – Sex and Crime, Business and Politics! Für Mutige wurde ein Reisebericht durch die Alpen aus dem 18.Jh. ganz auf Latein vorgestellt.

Der Lateintag konnte auch vom regen musikalischen Leben der Kanti Wettingen profitieren. Das Vokalensemble sang mit dem Publikum verschiedene Varianten des Ave Maria und der Gastdozent John Holloway führte die Lachrimae Antiquae von Dowland ein – nur zwei Highlights der Musikschiene in der Aula.

Bunte Lateinfans

Das Publikum, von Bezschüler*innen bis zu pensionierten Liebhaber*innen, spiegelt die Buntheit der Lateinfans. Personen aus allen Berufsfeldern geniessen es, sich am Lateintag wieder einmal dieses Schatzes unserer Geschichte und unserer multikulturellen Gesellschaft bewusst zu werden. Die von Lateinschüler*innen geführten Interviews mit Besuchern und Besucherinnen zeugten davon und wurden in den Film eingefügt, den Jana Besimo und Abhash Mittal während des Tags erstellten (Exschüler und -schülerin des Akzentfachs Digitale Gesellschaft und ihre Medien). Beim Schlussapero liess er den Tag vergnüglich Revue passieren.

Das OK wurde perfekt unterstützt vom Leiter der Zentralen Dienste und vom Mensateam und freut sich umso mehr, dass auch der 7. Lateintag im weiteren Rahmen des Wettinger 975-Jahre-Jubiläums noch einmal in den Räumen von Kloster und Schule stattfinden kann, am Samstag, dem 31. Oktober 2020.

VENITE NUMEROSI!

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