Entlang des Westflügels und des Klosterparks weisen brennende Fackeln den zahlreichen Besucher*innen den Weg zur Aula, dem ehemaligen Speisesaal der Zisterziensermönche. Eine besinnliche Stimmung herrscht, passend zur Jahreszeit. Die Gäste werden von der Prorektorin Antonia Camponovo am Eingang der Aula persönlich begrüsst. Vertreterinnen des Sekretariats überreichen ein Säckchen feinster „Guetzli“ aus der hauseigenen Produktion und verweisen auf die unterschiedlichen Informationsbroschüren, die in Ständern feinsäuberlich geordnet aufliegen. Im Hintergrund erklingt die sanfte Musik eines begabten Pianisten aus der Abschlussklasse. Seit einigen Jahren finden an der Kantons- und Fachmittelschule Wettingen Ende November und anfangs Januar traditionell die Informationsabende über das Gymnasium und die Fachmittelschule statt. Ein Anlass, der stets weiterentwickelt und optimiert wurde. Das Zielpublikum besteht aus interessierten Oberstufenschüler*innen und deren Eltern.
Dort, wo vor bald 180 Jahren die letzten Mönche schweigend ihre bescheidenen Mahlzeiten eingenommen haben, finden sich an den drei Abenden je rund 300 Gäste aus den umliegenden Gemeinden ein. Dass der Campus in diesem historischen und ehrwürdigen Kloster angelegt ist, trägt viel zum positiven Auswahlentscheid durch die jugendlichen Gäste und ihren Eltern bei. Ein wichtiges, jedoch nicht das einzige Kriterium, wie wir noch erfahren werden. Die Informationsabende sind in den vergangenen Jahren stets gewachsen und erfreuen sich einer hohen Beliebtheit. Eine positive Entwicklung, die zur Folge hat, dass die KSWE an ihre Kapazitätsgrenzen stösst. Im Zentrum des zweiteiligen Anlasses steht die Vorstellung der beiden Lehrgänge. Ab 19:00 Uhr informiert der Rektor Paul Zübli im ersten Teil des Abends über den Aufbau und die Möglichkeiten am Gymnasium. Unterstützt wird er von Lehrpersonen, die ihr Grundlagenfach vorstellen. Die Schüler*innenorganisation ergänzt diesen Teil mit ihrer persönlichen Perspektive auf die Schule.
Auf dem Weg zur UNI oder zur ETH werden unsere Schüler*innen von fachlich und pädagogisch geschulten Lehrpersonen begleitet. Die KSWE bietet einen vierjährigen Bildungsgang mit einer einmaligen Breite an. Dabei werden 12 Grundlagenfächer besucht und mit den Akzent-, Schwerpunkt-, Ergänzungs- und Freifächern stehen vier individuelle Vertiefungsmöglichkeiten zur Auswahl. Zwischen schulischen Belangen und strukturellen Hinweisen ist bald ein „Benvenuti“ des Italienischlehrers zu vernehmen. Er geht der Frage nach, weshalb das Erlernen dieser lebhaften Sprache gerade in der Schweiz empfehlenswert sei. Danach erklingt die Champions-League-Hymne aus den Lautsprechern. Die Fussball-Fans unter den Gästen wähnen sich in Gedanken beim letzten Spiel ihrer Lieblingsmannschaft und erfahren an diesem Abend von der Musiklehrerin, dass diese königliche Melodie nicht von der UEFA, sondern aus der Feder von Georg Friedrich Händel stammt. Wie physikalisches Wissen Menschenleben retten oder was man gegen den CO2-Mangel in einem Schulzimmer unternehmen kann, berichtet der Physiklehrer. Bevor der Rektor abschliessend auf den weiteren Verlauf des Abends hinweist, ergänzen Schüler*innen den knapp einstündigen Vortrag mit Berichten ihres reichhaltigen Erfahrungsschatzes aus dem alltäglichen Schulleben.
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Warum gerade die KSWE wählen?
Hört man sich nach dem Vortrag unter den Gästen um, so wird einem schnell klar, dass der Schule ein sehr guter Ruf vorauseilt. Ein Ruf, den man sich über die Jahre mit viel Innovation, schüler*innenorientiertem Bildungsbewusstsein und dem einmaligen Engagement aller Beteiligten erarbeitet hat. Die KSWE hat neben den obligatorischen Grundlagenfächern noch sehr viel zu bieten, was auch an den Informationsabenden einmal mehr deutlich wird. Zu nennen ist beispielsweise der Phasenunterricht. Eine weiterentwickelte Unterrichtsform, die eine Vertiefung der Lerninhalte zum Ziel hat und die Beziehung zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen stärkt, fächerübergreifende Projektarbeiten fördert und vermehrt Raum für soziale und individualisierte Lernformen bietet. Neben dem Phasenunterricht sind der immersive Unterricht sowie der Doppelabschluss mit dem International Baccalaureate oft für die Wahl der KSWE ausschlaggebend. Carla ist insbesondere am IB interessiert, wie sie auf Nachfrage bestätigt. Auch ihr Vater nickt: «Englisch ist sehr wichtig heutzutage!» Weitere Gründe sind in der Familie oder dem Standort zu finden. «Ich will unbedingt an die Kanti Wettingen. Meine älteste Schwester ist schon hier und schwärmt sehr von der Schule», meint Corinne aus Fislisbach. Auch Alexander aus Lengnau wird sich für Wettingen entscheiden: «Ich möchte nicht an die Kanti Baden, da es mir dort zu städtisch ist. »
Vielfalt der Akzentfächer
Im zweiten Teil des Abends lassen sich die Gäste in verschiedenen Schulzimmern in die Eigenheiten der sechs Akzentfächer einführen. Auch hier unterstützen zahlreiche Schüler*innen die Lehrpersonen, indem sie sich als Botschafter*innen der einzelnen Fächer engagieren. In zwei 20-minütigen Informationsblöcken erhalten die interessierten Gäste einen Einblick in diese interdisziplinären Gefässe. Im Akzentfach «Experimentelle Technik und Naturwissenschaft» (Aetna) liegt der Fokus beispielsweise auf der Präsentation von selbstgebauten Robotern. Im Akzentfach «Geistes- und Sozialwissenschaften» (Agsw) legen die Präsentierenden den Schwerpunkt auf aktuelle Themen wie Migration, der Rolle Chinas auf der Weltbühne oder dem Ressourcenverbrauch durch den Menschen. Das Akzentfach «Digitale Gesellschaft und ihre Medien» (Adgm) beschreibt eine zeitgenössische Auseinandersetzung mit Kommunikation und Medien. Im Atelier des Akzentfachs «Mathematik» (Amat) wird an Hand von mathematischen Beispielen auf die vertiefende Zusatzbildung zum Grundlagenfach hingewiesen. Die Präsentation des Akzentfachs «Moderne Sprachen» (Amos) erfolgt auf Deutsch, Französisch und Englisch. Last but not least werden im Akzentfach «Latein» (Alat) die Vorzüge dieses Fachs für die weiterführende Bildungslaufbahn aufgezeigt.
Im Allgemeinen wird in den Akzentfächern das in den Grundlagenfächern erworbene Fachwissen gleichsam vertieft und vernetzt. Die Betrachtung eines Problems aus unterschiedlichen Blickwinkeln fördert das Verständnis komplexer Zusammenhänge und leistet einen Beitrag zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der behandelten Materie.
Um 21:00 Uhr werden die Informationsabende offiziell beendet. Wer allgemeine Fragen an die Schulleitung hatte, konnte sich diese im Kalefaktorium vom Rektor oder den Prorektor*innen bei einem warmen Punsch beantworten lassen. Eine halbe Stunde nach der Schlussrunde verlassen die letzten Eltern mit ihren Schützlingen sichtlich zufrieden den Kreuzgang.