Hello & Bye Bye

Zur Pensionierung von Claudio Pegolo

Interview: Stefanie Nydegger

Gespräch mit Claudio Pegolo

Claudio Pegolo mag keinen Wirbel um seine Person. Mit diesen Worten verabschiedet er sich nach über dreissig Jahren als Lehrer und langjähriger Prorektor von der Kantonsschule Wettingen. Eins sei schon vorab gesagt: Grazie mille, Claudio! Du wirst uns in wunderbarer Erinnerung bleiben!

Seit 1989 bist du, Claudio, an der Kantonsschule Wettingen tätig. Was hat dich so lange an dieser Schule gehalten?

Der Zufall! Der Zufall ist enorm wichtig im Leben. Ich mache ungern Pläne, da es doch so oder so anders kommt. Wenn ich zu viele Pläne schmiede, ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, enttäuscht zu werden. Ich möchte leben und das bedeutet aus meiner Warte, aus der Situation heraus Entscheidungen zu treffen, flexibel zu bleiben, sich überraschen zu lassen. 

In Kürze wirst du pensioniert. Worauf freust du dich? Was wird dir fehlen?

Natürlich freue ich mich enorm auf das Mehr an Freizeit, ist doch klar. Die Lebensqualität steigert sich dadurch. Ich werde noch weniger mit Plänen konfrontiert (schmunzelt). Aber ich bin sehr gerne Lehrer gewesen, habe mit Freude unterrichtet, mich mit den jungen Menschen ausgetauscht. Auch habe ich gerne mit meinen Lehrerkollegen und -kolleginnen zusammengearbeitet, meine Schulleitungsaufgaben wahrgenommen. Stets bin ich mit Freude zur Arbeit gekommen. Dass ich dies über all die Jahre behaupten kann, bedeutet viel. 

War für dich bereits als junger Mensch klar, dass du Lehrer werden wolltest? 

Architektur faszinierte mich bereits früh. Leider standen das Fach Physik und die Lehrmethoden des Lehrers dabei im Weg (lacht). Ich bin froh, dass sich die Unterrichtsmethoden über die Zeit gewandelt haben, die Schülerinnen und Schüler nicht mehr abschreiben, sondern selbständig Lösungswege ermitteln dürfen, nur so ist lernen meiner Meinung nach möglich. Mir war zudem das Zwischenmenschliche immer wichtig. Im Klassenzimmer prallen wie auch sonst im Leben unterschiedliche Meinungen, Persönlichkeiten aufeinander. Ich habe gemerkt, dass ich niemandem etwas aufzwingen kann, aber ich kann die jungen Menschen begleiten. Das ist das Schöne an meinem Beruf. Es gibt Auseinandersetzungen, das ist unvermeidlich, denn wir Lehrpersonen prägen diese jungen Menschen, der Erziehungsanteil im Sinne der Begleitung ist nicht zu unterschätzen. Hinzu tritt der Humor. Er ist die Würze des Lebens. Wenn wir pro Lektion nicht mindestens einmal gelacht haben, dann war die Stunde nicht gut. 

Heute Abend wirst du mit anderen Lehrpersonen, die pensioniert werden, ein Abschiedsfest schmeissen. Wirst du uns mit Saxofonklängen überraschen? 

Lass mich dazu eine lustige Anekdote erzählen: Vor 50 Jahren sind Martin Pirktl, der ebenso pensioniert wird, und ich zum ersten Mal gemeinsam mit unserer Band aufgetreten. Das war nach den Abschlussprüfungen an der BEZ. Martin spielte Bass, ich Saxofon oder Klarinette. Heute schliesst sich der Kreis und wir werden noch einmal gemeinsam mit anderen Lehrpersonen musizieren. Darauf freue ich mich!

Darauf freut sich die ganze Schule! Ich danke dir herzlich für das Gespräch, Claudio. Lass uns später gemeinsam anstossen.