Als Lehrperson für Projektunterricht, früher auch als Pädagogik- und Psychologielehrer, hat Andreas Collenberg die KSWE verlassen, um sich die letzten Berufsjahre ganz seiner Psychotherapiepraxis zu widmen.
Charas lecturas e chars lecturs
Mes num è Andreas Collenberg. Dad ina vart sun jau stà magister da pedagogia e psicologia, da l'autra vart magister per l'instrucziun da projects. Jau hai gì in bun temp a la scola chantunala da Wettingen, ma ussa m'allegrel jau sin novas vias.
Mit Andreas Collenberg habe ich fast 20 Jahre im Teamteaching Projektunterricht geleitet; er als Projektlehrperson, ich als unterstützende Fachlehrperson. Als wir das letzte Mal gemeinsam vor einer Klasse standen und einleitend etwas zu unserer Person erzählten, haben sich seine Worte an die Schülerinnen und Schüler für mich so angehört, wie die einleitenden Worte hier - auch wenn der Inhalt bestimmt ein anderer war. Weder die Lernenden noch ich haben Rätoromanisch verstanden, aber es hat schön geklungen und es war eben Teil seiner Persönlichkeit und deshalb stimmig. Auch sein Surselva-Dialekt war für die Schülerinnen und Schüler nicht immer ganz verständlich. In entgeisterten Gesichtern war dann zum Beispiel zu lesen: «Was haben Zehen mit unserer Pause zu tun»?! Dabei hat Andreas lediglich auf Schweizerdeutsch versucht zu sagen, dass es in zehn Minuten weitergehe.
Ich habe sehr viel gelernt von Andreas. Er ist die Lehrperson, mit der ich zeitlebens am meisten Stunden im Schulzimmer verbracht habe. Im kurzen Moment der Verzweiflung, als ich nicht wusste, wie ich die Verabschiedung von Andreas gestalten könnte, besann ich mich darauf, was er mir alles vermittelt hatte. Mit dabei ist logischerweise das Rüstzeug, um ein Projekt vom Startpunkt null an erfolgreich aufzugleisen.
So habe ich mit einem Brainstorming auf einem leeren weissen Papier begonnen. Im Hinterkopf sah ich dabei den mahnenden Zeigefinger von Andreas: «Ja nicht zensurieren und wirklich alles aufs Blatt schreiben, was einem zum Thema durch den Kopf geht!» Anschliessend habe ich pflichtbewusst ein farbiges Mindmap gestaltet. Dabei kamen vier Farben zum Einsatz, die für Themenbereiche standen, in denen ich Andreas erlebt oder von denen ich durch seine Erzählungen erfahren hatte: KSWE – Persönlichkeit – Psychotherapie – Hobbys.
Im Jahr 2001 startete Andreas an der KSWE mit Pädagogik- und Psychologieunterricht, zuerst unter dem Projektunterricht-Pionier Werni Graf und dann auch neben der PU-Legende Peter Ott. Später wurde Andreas nach deren Pensionierungen für mich zum «Mr. Projektunterricht». Das Rampenlicht hat er allerdings nie gesucht. Die letzten Jahre war er mit Sicherheit Rekordhalter im Korrigieren von Abschlussarbeiten. Mit den PU-Abschlussprojekten und allen Fachmaturitäts- und Maturaarbeiten kam er auf ungefähr 30 ausgefüllte Bewertungsbögen pro Jahr – mir reichten deren 6 vollends. Ganz selten kam aber auch er an den Rand seiner Kräfte. Neben seiner psychotherapeutischen Tätigkeit mit eigener Praxis hat er sich zusätzlich zum Fachexperten und Ausbildner für systemische Therapie weitergebildet. Ich erinnere mich daran, wie er parallel zum Arbeits-Korrekturmarathon seine ersten Weiterbildungsseminare leitete. Dem sonst immer gelassenen und in sich ruhenden Andreas fehlte plötzlich die gesunde Farbe im Gesicht, da machte ich mir tatsächlich etwas Sorgen. Geklönt hat er deswegen nicht, das ist nicht seine Art. Vielleicht täuscht mich meine Erinnerung, aber ich glaube, dass seit dieser Zeit ayurvedischer Tee der ständige Begleiter von Andreas ist, der rötlich verfärbte Becher auf dem Pult eines seiner Markenzeichen.
Ich vermisse unsere gemeinsamen wöchentlichen Pausenspaziergänge mit der immer gleichen Runde um den Ententeich. (Andreas braucht Pausen an der frischen Luft, um die regelmässige Nikotinzufuhr zu gewährleisten.) So wie er in unserer gemeinsamen Feedbackgruppe als ausgebildeter Supervisor der perfekte Moderator war, so erlebte ich ihn beim Spazieren regelmässig als wohlwollender, unterstützender Zuhörer. Er war für mich ein Coach, ohne als solcher aufzutreten. Selbstverständlich hat er auch von sich erzählt, von seiner Passion dem Steinhauen, seiner Begegnung mit Delfinen, seiner Vorfreude auf den Hauskauf und kein Jahr darauf vom Frust mit demselben, von Skitouren oder einem schönen Ausgang mit Konzert und Tanz.
Andreas hat bei seiner Verabschiedung vor den Sommerferien betont, dass er noch nicht pensioniert werde, sondern lediglich für die letzten Jahre seines Arbeitslebens die KSWE verlasse und sich auf seine Psychotherapiepraxis konzentriere. Ich verstehe, dass er die bevorstehende Schulreform, die auch mit einschneidenden Veränderungen im Projektunterricht verbunden ist, nicht mehr mitmachen mag.
Für mich hat nun das allererste KSWE-Schuljahr ohne Andreas gestartet. Wenn ich die Augen schliesse und ihn mir vorstelle, dann seh ich ihn vor seiner Praxis stehen, seine E-Zigarette rauchen und das Treiben um ihn herum beobachten – ich sehe die Gelassenheit in Person.
Er war für die KSWE und mich im Speziellen eine Bereicherung. Auf seinem weiteren Weg wünsche ich ihm noch viele glückliche und gesunde Jahre und hoffentlich irgendwann und irgendwo ein Wiedersehen!