Bildung

Kreativität trifft Verantwortung: Drei Abschlussarbeiten

TEXT: Linus Denzler, G4, Valerie Frangi, G4, Isabel Colla, Anika Jurisic, Lena Holenstein, Martina Alvarez, F3
BILD: Linus Denzler, G4, Valerie Frangi, G4, Isabel Colla, Anika Jurisic, Lena Holenstein, Martina Alvarez, F3

To an End – Animationsfilm

Eine Maturarbeit von Linus Denzler, Betreuungslehrperson: Corina Jent

Was haben Sie gemacht/untersucht? Was für ein Produkt ist entstanden?

Der Fokus dieses Projektes war es, die digitale Malerei mit der Animation zu verbinden. Dazu habe ich mit 2D- und 3D-Animationstechniken einen animierten Kurzfilm geplant und erstellt. In diesem Projekt konnte ich die ganzen Produktionsschritte durchlaufen; vom Erstellen der Geschichte bis zur Vertonung. Durch diesen Prozess konnte ich viele Fragen zur Organisation, Technik und auch zu persönlichen Aspekten der Produktion beantworten und neue Ideen entwickeln.

Auf was für Fragen wollten Sie eine Antwort finden? Weswegen? Was interessiert Sie an diesem Thema?

Die Animation befindet sich in einem Wandel. Nebst den vielen technischen Fortschritten gibt es auch starke Veränderungen in der künstlerischen Umsetzung. Um der künstlerischen Vision gerecht zu werden, müssen die konventionellen Arbeitsschritte teils stark angepasst werden. Diese Veränderungen in der Animation zu verfolgen, zu verstehen und sogar selbst zu adaptieren und weiterzuentwickeln, waren mein Hauptinteressen an diesem Projekt. Deshalb war eine meiner wichtigsten Fragen, wie ich als Einzelproduzent eine solche Produktion technisch angehen sollte.

Was waren Hürden? Wie haben Sie diese gemeistert?

Die Organisation des Kurzfilmes war eine der grössten Hürden, welche ich überwinden musste. Da die Umsetzung, speziell mit dem Mix verschiedener digitaler Medien, für jeden Film sehr individuell ist, hatte ich anfangs Mühe, meine Arbeit sinnvoll zu strukturieren. Durch die Unterstützung von verschiedenen Personen und die eigene Erfahrung, welche ich sammelte, konnte ich dann die Arbeit gegen Ende besser angehen.

Was war Ihr persönliches "Highlight" (bezogen auf ein "Erlebnis") in Zusammenhang mit der Abschlussarbeit?

Mein Highlight in dieser Arbeit war das Zusammenschneiden aller Szenen, als ich zum ersten Mal nach langer Zeit endlich den ganzen Film sehen konnte. In diesem Moment habe ich realisiert, wie viel ich schon erreicht habe und dass es sich gelohnt hat, diese Arbeit auf mich zu nehmen.

Wie geht es nach dem Abschluss für Sie weiter? Was für Pläne haben Sie?

Nach dem Militärdienst habe ich fast ein Jahr Zeit, um mich einem weiteren Filmprojekt zu widmen. Vielleicht werde ich eine Weile reisen, um mich dafür zu inspirieren. Danach beginne ich das Studium für Animation an der Hochschule Luzern. Ich bin schon gespannt, was dort auf mich wartet.


 

Juni – eine Erzählung

Eine Maturarbeit von Valerie Frangi, Betreuungslehrpersonen: Stefanie Nydegger

Was haben Sie gemacht/untersucht? Was für ein Produkt ist entstanden?

Im Umfang meiner Maturaarbeit habe ich mich mit der literarischen Umsetzung und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt befasst. Das Thema sexualisierte Gewalt wird in unserer Gesellschaft ungern besprochen und lässt Betroffene häufig mit Scham und dem Gefühl der Eigenverantwortung zurück. Da dieses verzerrte Bild weit verbreitet ist, wollte ich meinen Teil zu dessen Aufarbeitung beitragen. Als Produkt ist eine kurze Erzählung entstanden, die von sexualisierter Gewalt, und deren Graubereichen, von Grenzüberschreitungen und Solidarität handelt. Zentral für meine Erzählung war das Empfinden und somit die Perspektive einer von sexualisierter Gewalt betroffenen Protagonistin. Dadurch gibt die Erzählung Betroffenen eine Stimme, die immer noch zu wenig gehört werden.

Auf was für Fragen wollten Sie eine Antwort finden? Weswegen? Was interessiert Sie an diesem Thema?

Wie gelingt es mir zu schildern, was für Prozesse in den Betroffenen von sexualisierter Gewalt ausgelöst werden? Dies war eine meiner zentralen Fragen meiner Maturaarbeit. Da ich mich mit einem sehr sensiblen Thema befasst habe, war mir der respektvolle Umgang gegenüber Betroffenen sehr wichtig. Über Jahrhunderte wurde sexualisierte Gewalt in Texten thematisiert, dies jedoch meist in einer «schaulustigen» Art und Weise. Genau deshalb wollte ich eine Erzählung schreiben, die die Betroffenen ernst nimmt und sexualisierte Gewalt nicht plakativ und verharmlosend darstellt. Insbesondere konnte ich während des Schreibprozesses das Prinzip von «show don’t tell» verfeinern, das mich sehr fasziniert und zudem äusserst relevant für meine Geschichte ist.

Was waren Hürden? Wie haben Sie diese gemeistert?

In meinem Prozess habe ich es mit mehreren Hürden zu tun gehabt – so bspw. mit zwischenzeitlicher Motivationslosigkeit, manchmal mit Überforderung, aber auch mit konkreten literarischen und stilistischen Hindernissen in der Umsetzung. Grenzüberschreitungen sind zudem für viele Frauen leider immer noch Alltag. Auch ich bin schon durch Freundinnen oder eigene Erfahrungen mit solchen Grenzüberschreitungen konfrontiert worden, weshalb der Prozess für mich auch emotional manchmal schwierig zu bewältigen war. Jedoch war insbesondere das Verschriftlichen der sexualisierten Gewalt in meiner Erzählung die wohl grösste Herausforderung. Mir war von Beginn an wichtig, dass ich realitätsnah über Grenzüberschreitungen schrieb und so kam ich in einen Konflikt mit mir selbst, da ich zweifelte, ob ich dieser Herausforderung gerecht werden konnte. Durch die Unterstützung von meinem Umfeld, meiner Betreuungslehrperson, mit der ich u. a. verschiedene erzähltheoretische Methoden diskutierte, konnte ich diese Schwierigkeiten jedoch lösen und Sicherheit gewinnen.

Was war Ihr persönliches "Highlight" (bezogen auf ein "Erlebnis") in Zusammenhang mit der Abschlussarbeit?

Durch meine Maturaarbeit konnte ich mich vertieft mit einem umfangreichen literarischen Projekt auseinandersetzten. Dies bedeutete, dass ich mich auf einer mir neuen Ebene mit Charakteren, Orten sowie Figurenkonstellationen befasste. Die Länge der Erzählung erforderte eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Aufbau, auch der zeitlichen Abfolge verschiedener Ereignisse in der Handlung. Dies war für mich eine neue, intensive Erfahrung, die mich herausforderte aber auch mit Freude verbunden war. Durch die intensive Vorarbeit des Schreibprozesses konnte ich später auch in literarischer Hinsicht über mich hinauswachsen.

Wie geht es nach dem Abschluss für Sie weiter? Was für Pläne haben Sie?

Nach dem Abschluss werde ich an der Universität Zürich Politikwissenschaften im Hauptfach studieren. Im Nebenfach habe ich Soziologie gewählt. Ich habe mich für diese Studiengänge entschieden, da mich gesellschaftliche und politische Prozesse grundsätzlich sehr interessieren, besonders aber auch da Politik und Gesellschaft miteinander in Wechselwirkung stehen. Zudem ist mir wichtig, dass ich weiterhin kreativ tätig sein kann – sei dies beim Schreiben, Musizieren oder beim Fantasieren.


 

Kinderbuch  Umgang mit Wut

Eine Abschlussarbeit von Schülerinnen der Fachrichtung Pädagogik und Gestaltung: Isabel Colla, Anika Jurisic, Lena Holenstein und Martina Alvarez, Betreuungslehrpersonen: Andreas Collenberg und Michael Studer

Was haben Sie gemacht/untersucht? Was für ein Produkt ist entstanden?

Wir haben ein illustriertes Kinderbuch zum Thema Wut entwickelt. Ziel war es, Kindern zwischen vier und sechs Jahren zu helfen, ihre Emotionen besser zu verstehen und mit ihnen umzugehen. Das Buch „Ein Helfer gegen die Wut von Leo“ vermittelt kindgerecht Bewältigungsstrategien im Umgang mit Wut. Dazu wurden pädagogische Grundlagen recherchiert, eine Online-Umfrage durchgeführt und acht bestehende Kinderbücher analysiert. Das Endprodukt ist ein gebundenes Bilderbuch mit eigener Geschichte, eigenen Zeichnungen und einer Bastelanleitung.

Auf was für Fragen wollten Sie eine Antwort finden? Weswegen? Was interessiert Sie an diesem Thema?

Wir wollten herausfinden, wie man Kindern im Vorschulalter helfen knn, mit der Emotion Wut umzugehen. Uns interessierte besonders, wie visuelle und sprachliche Mittel kombiniert werden können, um emotionale Intelligenz zu fördern. Da Wut oft als „negative“ Emotion wahrgenommen wird, war es uns ein Anliegen, sie zu enttabuisieren und kindgerecht aufzuarbeiten. Die Wahl dieses Themas kam durch Rückmeldungen aus unserer Umfrage mit Lehrpersonen und Eltern zustande.

Was waren Hürden? Wie haben Sie diese gemeistert?

Eine Herausforderung war die visuelle Umsetzung, insbesondere die Zeitplanung für Skizzen, Zeichnungen und das Layout. Auch die Formatvorgaben für den Druck stellten sich als aufwendig heraus. Wir haben diese Hürden gemeistert, indem wir die Aufgaben aufteilten und uns gegenseitig unterstützt haben. Auch die Kommunikation mit der Druckerei erforderte Koordination, konnte aber durch bestehende Kontakte erleichtert werden.

Was war Ihr persönliches "Highlight" (bezogen auf ein "Erlebnis") in Zusammenhang mit der Abschlussarbeit?

Das grösste Highlight war der Besuch im Kindergarten, bei dem wir das Buch vorgelesen und direkt mit den Kindern über Wut gesprochen haben. Es war sehr bewegend zu sehen, wie gut die Kinder auf das Buch reagierten – besonders, als ein Kind sagte: „Bist du jetzt etwa Ali der Affe?“ Dieser Moment zeigte uns, dass die Botschaft angekommen ist. Auch die Bastelaktion mit dem „Wutfresser“ war ein voller Erfolg.

Wie geht es nach dem Abschluss für Sie weiter? Was für Pläne haben Sie?

Nach dem Abschluss streben wir unterschiedliche Wege an – einige von uns möchten die Richtung Pädagogik weiterverfolgen, andere zieht es in die Gestaltung oder Psychologie. Die Arbeit an diesem Projekt hat uns aber allen gezeigt, wie wichtig emotionale Bildung ist. Einige von uns denken sogar darüber nach, das Buch weiterzuentwickeln oder zu veröffentlichen. Wir nehmen aus diesem Projekt viele wertvolle Erfahrungen für unsere berufliche und persönliche Zukunft mit.

 

Weitere Artikel

Abteilungslager erste Klasse – ein Bericht

zum Artikel

ISW? Was ist denn das? Eine intensive, spezielle Weiterbildung?

zum Artikel

Chance Wissenschaft

zum Artikel

Ein Anlass von KSWE-Absolvierenden für die aktuelle Schülerschaft

zum Artikel

Christine Stuber blickt auf zwei Jahrzehnte Kanti Wettingen zurück

zum Artikel

Personalausflug Fachschaft Romanistik

zum Artikel

Conférence avec Sonja et Alexandre Poussin

zum Artikel

Besuch des slowakischen Botschafters

zum Artikel

Der KSWE-Schüler Linus Denzler erhält kantonalen Preis

zum Artikel

Zwei Kurzinterviews mit Lerncoaches der KSWE

zum Artikel

Drei Maturarbeiten der KSWE am Nationalen Wettbewerb von Schweizer Jugend forscht ausgezeichnet

zum Artikel

Ein EIBE-Projekt aus der Fachschaft Geschichte

zum Artikel